„Content-Marketing bedarf einer Strategie“. Das liest man überall und Kollegen aus der Content-Marketing-Welt wie Mirko Lange, Robert Weller, Mael Roth, Babak Zand, Klaus Eck oder Kerstin Hoffmann beten die Notwendigkeit einer Content-Strategie rauf und runter. Zudem hört man aber auch immer wieder, dass Content-Marketing nicht in Kampagnen gedacht werden kann. Doch ich denke, dass Content-Marketing auch in Kampagnen gedacht und gemacht werden kann. Vor allem stehen die Begrifflichkeiten nicht im Widerspruch zueinander. Dazu nachfolgend meine Gedanken.
Table of contents
- 1 Content-Marketing: Strategie oder Kampagne?
- 2 Kampagnen sind als Teil der Strategie zu sehen
- 3 Was sind die Ziele von Content-Marketing?
- 4
- 5 Was ist eine Content-Marketing-Strategie?
- 6
- 7 Was ist eine Content-Marketing-Kampagne?
- 8 Wie führt man eine Content-Marketing-Kampagne durch?
- 9 Content-Marketing-Kampagnen als Teil der Content-Marketing-Strategie
Content-Marketing: Strategie oder Kampagne?
Um zwischen Content-Marketing-Strategie und Content-Marketing-Kampagne unterscheiden zu können bedarf es einer kurzen Definition von Strategie und Kampagne.
Strategie Definition
Die ursprüngliche Definition von Strategie beinhaltet eine Langfristigkeit zur Ziellerreichung.( siehe Wikipedia )
Unter Strategie werden in der Wirtschaft klassisch die (meist langfristig) geplanten Verhaltensweisen der Unternehmen zur Erreichung ihrer Ziele verstanden. In diesem Sinne zeigt die Unternehmensstrategie in der Unternehmensführung, auf welche Art ein mittelfristiges (ca. 2–4 Jahre) oder langfristiges (ca. 4–8 Jahre) Unternehmensziel erreicht werden soll….Erstens muss ein Plan (intended strategy) existieren, der, zweitens, vollständig in die Tat umgesetzt wird (realized strategy). Also kein Teil der Strategie bleibt unrealisiert, keine zusätzlichen Aktivitäten sind notwendig.
Zudem wird nach Mintzberg zwischen folgenden Strategie-Formen unterschieden:
- unternehmerische Strategie
- ideologische Strategie
- Schirm-Strategie
- Prozess-Strategie
- Unverbundene Strategie
- Konsens-Strategie
Ohne auf die einzelnen Strategieformen einzugehen kann man festhalten, dass Strategien eher wertbildenden langfristig ausgerichteten Zielen oder auch Visionen folgen. Diese Ziele lassen sich nur zum Teil in klaren Zahlen genau erfassen bzw. sind eher abstrakter Natur. Solche Ziele könnten sein:
- Positionierung am Markt
- Markenaufbau / Branding / Steigerung der Marken-Popularität
- Produktneuentwicklung
- Ausbau von Marktanteilen
- Erschließung neuer Märkte
Strategische Ziele haben auch eher eine ganzheitliche Auswirkung bzw. sind eher Meta-Ziele.
Kampagne Definition
Laut Wikipedia ist eine Kampagne wie folgt definiert:
Eine Kampagne ist eine zeitlich befristete Aktion mit einem definierten Ziel, das durch geplantes und koordiniertes Zusammenwirken mehrerer Personen oder Akteure zu erreichen versucht wird.
Kampagnen verfolgen eher taktisch /operative bzw. kurz- bis mittelfristige Ziele, die i.d.R. besser in konkreten Zahlen erfassbar sind als die strategischen Ziele.
Kampagnen sind als Teil der Strategie zu sehen
Daraus ergibt sich, dass Strategie und Kampagne erst einmal gar keine Gegensätze darstellen. Auch für die Durchführung einer Kampagne bedarf es einer Prozess-Strategie. Die entscheidenden Unterschiede zwischen Kampagne und Strategie ist die Laufzeit und die zu erreichenden Ziele.
- Kampagnen sind eher kurz- bis mittelfristig angelegt und folgen taktischen bzw. operativen messbaren Zielen. Diese kurz- bis mittelfristigen Ziele einer Kampagne sind als Zwischenziele zur Erreichung der langfristigen strategischen Ziele zu sehen.
- Eine Strategie ist eher längerfristig angelegt und folgt ganzheitlichen eher abstrakten Zielen
Daraus kann man folgende Definitionen für die Welt des Content-Marketings ableiten.
Was sind die Ziele von Content-Marketing?
Wie erläutert muss man zur Differenzierung von Content-Marketing-Kampagne und Content-Marketing-Strategie zum Einen auf die zeitliche Komponente als auch auf die zu erreichenden Ziele achten.
Bei der Betrachtung der Ziele von Content-Marketing macht es Sinn in kurzfristige Ziele und langfristige Ziele zu unterscheiden. Content-Marketing-Kampagnen verfolgen in erster Line die kurzfristigen Ziele. Eine Content-Strategie die langfristigen.
Kurzfristige / Operative Content-Marketing-Ziele sind:
- Erzeugung von Reichweite über die Verbreitung von Inhalten über Social-Media / Word-of-Mouth
- Erzeugung von Social-Buzz
- Erzeugung von Co-Occurences, Co-Citations und Backlinks
- Neue Besucher
Mittelfristige taktische Content-Marketing-Ziele sind z.B.
- Community-Aufbau
- Schaffung von Vertrauen / Reputation
- Verbesserung von Abschlussraten
- Findbarkeit in Suchmaschinen
- Wiederkehrende Besucher
- Regelmäßige Leser bzw. Besucher
- Verbesserung von Abschlussraten
- Bindung von Influencern
Eine Content-Marketing-Strategie verfolgt als Hauptziel langfristige strategische Ziele:
- Aufbau des eigenen Kommunikationssystems (z.B. gemäß „Welcome to the System“ von Karl)
- Aufbau einer Marke / Autorität
- Aufbau der Owned Media / Eigener Kommunikationskanäle
- Langfristige loyale Kundenbeziehungen
- Positionierung als Experte
Die langfristigen Ziele sollten dabei immer im Fokus stehen, nach dem Motto der stetige Tropfen höhlt den Stein. Und hier sprechen wir in Zeiträumen von drei bis acht Jahren, nicht von Monaten. Da kommt dann wieder das wunderbare Wörtchen „Nachhaltigkeit“ ins Spiel. Das bedeutet, man muss in die Vorinvestition treten und teilweise lange warten, bis die Äste Früchte tragen. (Mehr zum Thema Content Marketing im Allgemeinen: Content-Marketing: Definition,Übersicht, Informationen )
Dazu auch die nachfolgende Grafik:
Was ist eine Content-Marketing-Strategie?
Eine Content-Marketing-Strategie verfolgt insbesondere die drei großen ganzheitlichen Unternehmensziele
- Aufbau einer Marke
- Aufbau eines eigenen reichweitenstarken relevanten Mediums bzw. eigener Kommunikationskanäle also Owned Media
- Langfristige loyale Kundenbeziehungen
Diese Ziele sind Meta-Ziele, die das ganze Unternehmen betreffen unabhängig von der Abteilung.
Um diese Ziele zu erreichen, ist die mehr oder weniger regelmäßig Veröffentlichung von Inhalten über Owned Media, Earned Media und ggf. auch Paid Media notwendig. Ich sehe heutzutage und zukünftig für die meisten Branchen keinen anderen Weg mehr als diese Ziele über eine langfristig angelegte Content-Marketing-Strategie zu erreichen.
Bevor ich jetzt weiter auf Content-Strategie bzw. Content-Marketing-Strategie eingehe, verweise ich lieber auf die bereits oben erwähnten geschätzten Kollegen, die sich hier schon breit und tief ausgelassen haben:
Talkabout Blog von Mirko Lange über Content-Strategie
Beiträge von Kerstin Hoffmann zum Thema Content-Strategie
Beitrag auf PR-Blogger: Wie wichtig ist eine Content-Strategie für das Content-Marketing?
Beitrag von Babak Zand: Wie entwickelt man eine Content-Strategie?
Doch wie definiert man eine Content-Marketing-Kampagne?
Was ist eine Content-Marketing-Kampagne?
Content-Marketing-Kampagnen setzen auf für sich stehende Inhalte, die aufgrund Ihrer Wertigkeit und Zielsetzung unabhängig von einer Content-Plattform veröffentlicht werden können. Wir bei Aufgesang nennen die Inhalte, die für eine Content-Marketing-Kampagne produziert werden, Content-Highlights.
Content-Highlights sind für uns z.B. Studien, E-Books, Leitfäden, Whitepaper, die auch gesondert z.B. als PDF unabhängig vom eigenen Blog, Magazin … bzw. Owned Media stattfinden können. Hier einige Beispiele aus der Aufgesang-Welt:
Leitfaden mit Klick auf das Cover downloaden |
Studie 2014 mit Klick auf das Cover downloaden |
|
Abgeleitet aus der obigen Definition einer Kampagne ist eine Content-Marketing-Kampagne eine zeitliche begrenzte Maßnahme, die kurz- bis mittelfristige bzw. taktisch-operative Ziele verfolgt. Diese Ziele haben zudem verschiedene Interessensgruppen innerhalb von Unternehmen. So kann man grob zwischen PR-, Social Media-, SEO-, Vertriebs- und Marketing-Zielen unterscheiden.
Taktisch/Operative PR-Ziele:
- Verbesserung der Reputation und Vertrauen am Markt
- Bessere Marktpositionierung
Social-Media-Ziele:
- Word-of-Mouse / Word-of-Mouth
- Mehr Social Buzz
- Community-Aufbau
SEO-Ziele:
- Bessere Findbarkeit bei Google & Co.
- Mehr Backlinks
- Mehr Co-Occurences und Co-Citations
Taktisch/Operative Marketing-Ziele:
- Erhöhung der Website-Besucher-Zahlen
- Newsletter-Abonnenten
- Verbesserung der Nutzer-Interaktionen (Absprungrate, Aufenthaltsdauer, Scrolltiefe …)
Alle diese Ziele sind Zwischenziele zur Erreichung der übergeordneten langfristigen Unternehmensziele wie z.B. Markenaufbau / Branding.
Auch eine Content-Marketing-Kampagne bedarf einer Strategie und einem darauf aufbauenden Prozess. Nennen wir es mal Mikro-Strategie um die Abgrenzung zur Content-Marketing-Strategie zu wahren. Hier wird auch ganz deutlich, dass Content-Marketing genauso wie Inbound-Marketing eine Meta-Disziplin mit abteilungsübergreifenden Interessen und damit auch Verantwortlichkeiten ist.
Wie führt man eine Content-Marketing-Kampagne durch?
Eine Content-Marketing-Kampagne kann man in folgende Prozess-Stufen aufgliedern:
- Zielsetzung / Strategiefindung
- Content-Konzeption & Planung
- Content-Produktion
- Content-Promotion / Content-Outreach
- Monitoring / Performance-Kontrolle
Bei der Zielsetzung ist es wichtig klare operativ taktische Ziele und die Zielgruppen zu definieren. Hat man SEO-Ziele im Fokus muss man Inhalte so konzeptionieren, dass sie schmackhaft, für diejenigen sind, die überhaupt in der Lage sind Links (Linkeratis) zu setzen, wie z.B. Redakteure, Journalisten, Blogger, Webmaster … Verfolgt man im Fokus Social-Media-Ziele können Inhalte ganz anders gestrickt sein. Während z.B. ein Video eher für die Erreichung von Social Buzz geeignet ist, ist eine Studie eher für die Ansprache von Linkeratis geeignet.
Während bei einer Content-Marketing-Strategie die strategischen Ziele schwerer in Zahlen zu erfassen und damit messbar sind, sind bei einer Content-Marketing-Kampagne die operativ/taktischen Ziele ziemlich genau messbar. Der Einfluss einzelner Content-Marketing-Kampagnen auf die strategischen Unternehmensziele ist aber nicht auszublenden. Deswegen sind im Optimalfall Content-Marketing-Kampagnen immer in eine ganzheitliche Content-Marketing-Strategie integriert.
Content-Marketing-Kampagnen als Teil der Content-Marketing-Strategie
Bevor jetzt ein Aufschrei durch die Content-Marketing-Welt geht möchte ich nochmal betonen, dass die Integration von Content-Highlights bzw. Content-Marketing-Kampagnen in eine ganzheitliche Content-Marketing-Strategie der beste Weg ist. Doch Content-Marketing-Kampagnen können das Salz in der Suppe, das Sahnehäubchen auf der Torte bei der Erreichung von strategischen Unternehmenszielen sein. Sie haben i.d.R. mehr Potential über Earned Media operativ/taktische Ziele wie Links, neue Besucher, Reichweite … zu erzielen. Die Erfolgsaussichten beim aktiven Outreach sind größer als bei ordinären Blogbeiträgen. Kombiniert mit einem stetigen Aufbau einer Marke und der eigenen Kommunikationskanäle steigen die Erfolgschancen umso mehr.
Wie steht Ihr zum Thema Kampagnen im Content-Marketing?
- Die Dimensionen des Google-Rankings - 10. November 2024
- 80+ Faktoren für eine E-E-A-T-Bewertung durch Google - 5. November 2024
- Case Study: 1400% Sichtbarkeitssteigerung in 6 Monaten durch E-E-A-T der Source Entity - 24. September 2024
- Digitaler Markenaufbau: Das Zusammenspiel aus (Online-)Branding & Customer Experience - 7. August 2024
- Google Helpful Content: Was wirklich wichtig ist! - 13. Juli 2024
7 Kommentare
Hallo, ein toller Artikel. Schade finde ich nur, dass zu wenig in Content-Marketing-Strategie eingegangen wurde und mehr auf Content-Marketing-Kampagne, Content-Marketing-Strategie sind die Möglichkeiten sehr vielfältig, wäre interessant zu lesen. Auch für die Leser langfristige Beispiele aufzuzeigen, gerade in Content-Marketing.
Danke für dein feedback. Zum Thema Content-Marketing-Strategie findest Du mehr in diesem Beitrag https://www.sem-deutschland.de/blog/content-marketing-strategie-customer-journey/ und in meinem Buch https://www.sem-deutschland.de/blog/premium-content/e-book-content-marketing-entlang-der-customer-journey/
Hallo Olaf,
danke für deine Ausführung, die muss ich noch ein paar Mal lesen.
Ich lehne Kampagnen nicht kategorisch ab sondern arbeite selbst in der Agentur quasi täglich damit. Ich bin nur der Meinung, dass Kampagnen in eine übergreifende Strategie einzuordnen sind, so wie auch du es hier beschreibst. Die Ziele diese Kampagnen hast du sehr treffend formuliert.
Und wenn ich dich beim Wort nehme und z.B. „Content Highlights“ lese, dann denke ich da auch direkt an Mirkos FISH-Modell mit „Highlight Content“ (sorry, wenn ich das jetzt auch zitiere, es gibt diverse Modelle die unterschiedliche Content-Formate im Mix darstellen). Auch er ist also vielleicht gar nicht gegen Kampagnen an sich.
Die Frage ist eher die, wie wir das Thema „predigen“, damit es „richtig“ verstanden wird.
Viele Grüße,
Robert
Hi Robert, klar kannst Du das FISH-Modell von Mirko erwähnen. Ich denke gerade im Bereich Content-Marketing hat niemand die Weisheit mit Löffeln gefressen. Den Begriff Content Highlight haben wir für uns aber auch schon vorher unabhängig von Mirkos Modell genutzt.
Das denk ich mir schon. Wollte das nur als Beispiel aufführen um zu verdeutlichen, dass wir (die erwähnten Kollegen) auch nicht nur Schwarz-Weiß denken, sondern zielorientierte Ansätze verfolgen.
Was mich im Zusammenhang mit deinem Beispiel noch interessieren würde, ist die Erfolgsmessung. Dass Leads durch Content Highlights wie Ebooks generiert werden können ist nachvollziehbar und direkt messbar. Aber wie bewertet ihr den Impact eurer Inhalte auf die Reputation und Positionierung?
Das habe ich ja auch geschrieben. Je langfristiger bzw. strategischer Ziele desto schlecht messbar. Reputation und Positionierung gehören unter den mittelfristigen Zielen eher zu den schlechter messbaren Zielgrößen. Zu Reputations-Kennzahlen verweise ich mal auf diesen Beitrag https://www.sem-deutschland.de/seo-tipps/die-digitale-markeautoritaet-bedeutung-fuer-seo-online-marketing-merkmale-kennzahlen/
Hi Olaf,
herzlichen Dank für die Erwähnung 🙂
Natürlich machen Content Marketing Kampagnen auch Sinn aber wenn man CM / IM zur Wertschöpfung einsetzt / einsetzen will, sollte man langfristig auf „Value Creation“ mit Content setzen. Wenn eine Kampagne in diesem Sinne sich in die Dtrategie einfügt, dann ist es nicht nur „ok“, sondern auch durchaus wünschenswert Kampagnen zu fahren als Highlight (siehe Mirko’s Fish Modell, welches mir sehr gefällt) 🙂
Aber du sagst ja nicht das Gegenteil 🙂
LG!
Maël