4/5 - (1 vote)

In den nachfolgenden Zeilen möchte ich mich über die für mich wichtigsten Entwicklungen für das (Online-)Marketing befassen. Diese sind zum Einen für Online-Marketer als auch Geschäftsführer und andere Führungsverantwortliche interessant.

Entwicklungen statt Trends

Ich bin kein großer Freund von Beiträgen wie „Die wichtigsten Trends für 2016„, da Trends sich nicht an Jahreszyklen halten, sondern oft auch schleichend stattfinden und mal kürzer und mal länger brauchen um den Tipping Point zu erreichen und darüber gesellschaftliche Relevanz erhalten. Ein Beispiel dafür ist das Thema Mobile, dass bereits vor 4-5 Jahren eines der heissen Themen war und bis heute in jeder Jahres-Trendliste vertreten war. Auch das Thema Content-Marketing hat über 3 Jahre gebraucht, bis es wirklich bei allen Verantwortlichen angekommen ist.

Dennoch freue ich mich natürlich immer wieder wenn die Kollegen von z.B. t3n (Die größten Online-Marketing-Trends 2016), Peer Wandiger von selbststsendigimnetz.de (4 Experten-Prognosen & praktische Tipps für 2016) für eine Stimme bei mir anfragen. Zum einen freut es mich in einer Liste von Stimmen von anderen meist geschätzten Kollegen genannt zu werden, zum anderen kann man Jahre später immer noch nachvollziehen, ob man mit den eigenen Prognosen richtig lag.

Ich spreche in diesem Beitrag aber lieber von Entwicklungen und nicht von Trends, da beim Begriff Trend auch immer eine gewisse Kurz- bis Mittelfristigkeit bzw. Hype mitschwingt. Ich denke aber, dass die folgenden elf Entwicklungen entscheidenden Einfluss auf das Marketing der nächsten mindestens zwei bis fünf Jahre und teilweise darüber hinaus haben werden.

Nachfolgend habe ich versucht diese Entwicklungen nach Fristigkeit zu sortieren. Beginnend mit Entwicklungen, die uns jetzt schon tagtäglich betreffen bis hin zu den Entwicklungen, die wir wahrscheinlich erst in einigen Jahren spüren werden. Dadurch ergibt sich auch eine Reihenfolge nach Priorität auf diese Entwicklungen zu reagieren.

Fangen wir mal an …

 

Entwicklung 1: Der digitale B2C-Markt ist großteils gesättigt

Die digitale Goldgräber-Stimmung ist vorbei. Die Zeiten, dass „online sein“ ein Erfolgsgarant ist gehören der Geschichte an. Auch nur alleine ein innovatives Angebot zu haben reicht nicht aus, um sich im digitalen Markt durchzusetzen. Die Mehrwerte der Lösungen für den potentiellen Kunden müssen transportiert werden, Vertrauen und Sympathie gewonnen werden sowie die passenden Kommunikationskanäle gewählt werden, um diese Botschaften zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu kommunizieren.(Stichwort Touchpoints und Customer Journey. Dazu weiter unten aber mehr).

B2C-Unternehmen, die bisher die Digitalisierung verschlafen haben und neue Unternehmen, die in bestehende Märkte eintreten wollen müssen ihre Nische finden und sich Anfangs mit dieser begnügen. Zudem sollte ganz genau aufgrund dessen, wie der  der digitale Wettbewerb aufgestellt ist, abgewogen werden, ob der digitale Markteintritt mit dem aktuellen Angebot Sinn macht. Wenn nicht sollte grundsätzlich das Angebot und Zielgruppen hinterfragt werden. In vielen B2B-Branchen insbesondere wenn es um nicht digitale Produkte geht sieht es hingegen noch positiver aus. Gerade der deutsche Mittelstand scheint gerade erst aus dem digitalen Winterschlaf zu erwachen.

 

Entwicklung 2: Inhalte und Darstellung abgestimmt auf die Ausgabegeräte & Konsum-Präferenz

Mobile ist zusammen mit Big Data einer der Dauertrends der letzten fünf Jahre. Jetzt scheint der Trend sich auch wirklich zu bewahrheiten. Seit 2014 hat die mobile Nutzung noch einmal einen Zahn zugelegt.

Unbenannt

Die Auslieferung von Inhalten, aber auch die Darstellung dieser sollten auf das jeweilige genutzte Endgerät ausgerichtet sein. Das bedeutet z.B. auf Responsive Design (ja ich weiß. ich kann mir hier an die eigene Nase fassen, aber ist in Planung für die nächsten Monate) zu achten. Auch Inhalte sind im Optimalfall an das jeweilige Ausgabegerät auszurichten z.B. weniger Text auf mobilen Endgeräten als in der Desktop-Version. Man sollte hier aber differenzieren, was die Priorität dieses Themas angeht. Es gibt Branchen bzw. digitale Angebote, bei denen ist der Mobile-Anteil schon jetzt bei 30-40%.  Aber es gibt auch noch Branchen, bei denen ist der Anteil noch weit unter 10%. Ein Blick in die eigenen Web-Analyse-Zahlen gibt Aufschluss darüber. Demnach sollten die Prioritäten bei diesem Thema gesetzt werden.

So verschieden die Menschen sind, desto verschieden sind die Konsum-Präferenzen nach Medien-Art. Der eine liest lieber einen Text, der andere hört ihn sich lieber an, ein anderer bevorzugt audio-visuelle Medien wie Videos. Hier gilt es herauszufinden, welche Medien-Art die Zielgruppen bevorzugen und diese entsprechend anzubieten. Eine solche Medien-Diversität kann sich zudem für Dokumente, nicht nur durch die positiven Nutzersignale, auch auf das Ranking in Suchmaschinen positiv auswirken.

 

Entwicklung 3: Markenpositionierung für mehr Gehör, bessere Findbarkeit und bessere Abschlussraten

Der Content-Shock scheint Realität zu werden, zumindest liest man es überall. Deswegen ist es für Unternehmen umso wichtiger sich im Marktumfeld als Sprachrohr bzw. Autorität zu positionieren, der man zuhört. Starken Marken schenkt man mehr Aufmerksamkeit, als unbekannten Marken. So kann man sich mittel- bis langfristig aus dem Sammelsurium an Inhalten abheben und auch die Algorithmen der großen Gatekeeper von der eigenen Relevanz überzeugen.

Die Positionierung der eigenen Marke in Themenbereichen ist in den letzten Jahren für das Ranking gerade in umkämpften Bereichen immer wichtiger geworden und wird auch zukünftig eine entscheidende Rolle dabei spielen für wie viele Begriffe man in einem Themen-Spektrum bei Google & Co. auffindbar ist. Von Google identifizierte Autoritäten in einem Themenbereich werden es immer einfacher haben mit Dokumenten Top-Rankings zu erzielen. Deswegen sollte man bei allem Online- und Offline-Marketing-Aktivitäten darauf achten die eigene Marke mit Themen zusammen zu bringen. So kann man über Kooperationen und Kampagnen auch im On- und Offline-Bereich Signale schaffen, über die eine Nachfrage auch in Form zu Suchanfragen die eigenen Markenbegriffe in Kombination mit Themen und Produkten bringen. Z.B.  Zalando Sneaker.  Wenn diese Art der Suchanfragen öfters vorkommen ist daraus für Google einfach zu erkennen, dass Zalando eine Autorität im Themenbereich Sneaker sein muss. Mehr zum Thema Marke und SEO gibt es in diesem Beitrag bei Aufgesang:

https://www.sem-deutschland.de/seo-tipps/die-digitale-markeautoritaet-bedeutung-fuer-seo-online-marketing-merkmale-kennzahlen/

Zudem sollte man bereits bei der Unternehmensgründung darauf achten, wie man sich in Zukunft positionieren möchte. Für die bessere Findbarkeit bei Google & Co. kann auch die Firmenbenennung bzw. der Markenname sehr hilfreich sein, da die Kombination eines neutralen themenunabhängigen Markennamens wie z.B. t3n mit dem zu besetzenden Thema z.B. Digital Business als Firmenname oder Marken + Claim-Kombination durch die stetige Nennung im On- und Offline-Bereich deutliche Signale für die Suchmaschinen geben kann, dass man eine Autorität in einem Bereich ist. Hierbei sollte man darauf achten vorrausschauend zu denken und eventuelle  zukünftig neu zu erschließende Themenbereiche nicht schon bei der Festlegung des Markennamens ausschließt. Mehr dazu in diesem Beitrag:

https://www.sem-deutschland.de/seo-tipps/markenname-oft-sackgasse-bei-der-strategischen-ausrichtung-von-digitalen-unternehmen/

 

Um sein digital agierendes Unternehmen zukunftssicher für das immer umkämpfter werdende Online-Business und das Web 3.0 zu machen sollte der Aufbau einer digitalen Marke im Zentrum jeder (Online-)Marketing-Strategie stehen. Neben den bereits erwähnten positiven Effekten auf die Findbarkeit in Suchmaschinen funktionieren starke Marken Inbound bzw. erzeugen eine Sog-Wirkung. Der Anteil des wichtigen Marken-Traffics, der aufgrund des warmen Kontakts bzw. des Vertrauensvorschuss in die Marke in der Regeln deutlich höhere Abschlussraten aufweist wird durch den Pull-Effekt der Marke größer. Dadurch muss man weniger Geld für die Akquise von Besuchern und Kunden im Performance-investieren. Mehr zu diesem Thema hier bei t3n:

http://t3n.de/news/digitaler-markenaufbau-web-30-615656/

 

Im Gegensatz zu früher definiert sich eine Marke aber nicht mehr nur durch die Popularität bzw. den Bekanntheitsgrad. Starke Marken leben von der Beziehungsqualität mit allen Marktbeteiligten. Die Intensität zu allen Marktbegleitern wie z.B. potentiellen Kunden, bestehenden Kunden, Influencern, Kooperationspartner, Journalisten, Blogger … sind entscheidender als die reine Menge der Kontakte zu potentiellen Kunden. Deswegen hat die Reichweite als Marketing-Kennzahl endgültig ausgedient und damit auch der TKP.

Mehr dazu: https://www.sem-deutschland.de/social-media-marketing/das-semantische-web-web-3-0-als-logische-konsequenz-aus-dem-web-2-0/


digitale-markenstaerke

 

Entwicklung 4: Effektiveres Online-Marketing durch Personalisierung

Landingpages entscheidend in großen Teilen darüber ob Besucher einer Website mit dem Angebot in Interaktion treten bzw. die gewünschten Ziele abschließen. Deswegen sollten bei der Erstellung des Landingpage-Konzepts nach Kanal, der Suchabsicht bzw. Absicht des Nutzers, Zweck und Ziel der jeweiligen Landingpage differenziert werden. Kommt ein Besucher über einen Direktzugriff oder eine Suchanfrage nach der Marke auf die Seite handelt es sich i.d.R. um einen warmen Kontakt bzw. um Marken-Traffic, der sich völlig anders verhält als ein Neukontakt. Meistens ist für diese Art von Traffic die Startseite die optimale Landingpage. Ein Neukontakt muss i.d.R. viel zielgerichteter angesprochen werden. Sucht er  Informationen will er ausreichende und passende Informationen bekommen. Will er etwas kaufen reichen oft kurz und knapp die für den Besucher wichtigsten Infos zum Angebot. Dazu gibt es bei Konversionskraft einen guten Beitrag:

http://www.konversionskraft.de/landing-page-optimierung/mvp-wie-sie-produktmerkmale-in-persoenlichen-kundennutzen-verwandeln.html

 

Hier ist es auch wichtig die verschiedenen Betrachtungsebenen auf ein Produkt bzw. Angebot zu berücksichtigen. Wie man die Suchabsicht für Nutzer von Google herausfinden kann habe ich hier beschrieben:

https://www.sem-deutschland.de/seo-tipps/identifikation-der-suchintention-zweck-der-seo-landingpage-folgt-suchabsicht/

Zur Identifizierung der Bedarfsgruppe kann man zum einen nach dem Persona-Prinzip vorgehen (siehe z.B. diesen Beitrag von Marcel Schrepel  http://marcel-schrepel.biz/2015/07/zielgruppenbestimmung-10-tipps-zu-kriterien-methodik.html ) oder sich an für die Recherche-Auslösenden Ereignisse orientieren. ) Für welche Methodik man sich entscheidet hängt von der Art und Weise des Kanals ab. Für Landingpages, die Besucher aus Push-Kanälen wie Display-Werbung z.B. im Google-Display-Netzwerk oder Facebook-Werbung empfangen sollen macht aufgrund der Targeting-Möglichkeiten eine Landingpage-Gestaltung nach dem Persona-Prinzip Sinn.

Für Besucher, die über Pull-Marketing wie z.B. Content auf die Landingpage stoßen macht ein Ereignis bezogene Methodik Sinn.

Für alle Online-Marketing Kanäle gilt Usability gemäß Kontext als wichtigster Hebel zur Verbesserung der Abschlussraten.

Das Gleiche gilt auch für die Ansprache. Alle Marketing-Aktivitäten, die Reichweite als primäres Ziel ausgeben und bei der Auslieferung kontextlos funktionieren, halte ich schon seit längerem für überholt. Daraus ergibt sich auch, dass TKP-Werbesysteme nach meiner Meinung sinnlos sind.

Aufgrund der Werbeblindheit und der breiten Nutzung von Ad-Blockern finde ich generell alle Push-Werbe- und Vertriebsarten wie Banner-Werbung, TV-Werbung, Printwerbung, aber auch Kaltakquise in Form von Cold-Calls zumindest für den Erstkontakt bzw. Erstansprache nicht mehr zeitgemäß.

 

Entwicklung 5: Content-Marketing-Strategien entlang der Customer-Journey zur Erhöhung der Aufmerksamkeit

 

Bei der Entwicklung von Content-Marketing-Strategien sollte man auf ein Zusammenspiel von publizierten Inhalten über Owned- sowie Earned-Media und entsprechenden bezahlten Maßnahmen für Content-Promotion, aber auch klassischer Produktwerbung achten.

Es wird umso wichtiger seine Marke digital so in den relevanten thematischen Themen zu positionieren, dass kein Weg an ihr vorbeigeht. Das bedeutet Positionierung in Suchmaschinen, Social Media, Fachportalen bzw. weiteren Berührungspunkten entlang der Customer Journey. Und nicht zuletzt darüber im Gedächtnis der Kunden. Und das funktionier besser über Inhalte als durch Werbung. Die klassische Push-Werbung wird umso unwichtiger für den Erstkontakt, sondern wird unterstützend in nachgelagerten Kontaktstufen eingesetzt.

Dadurch werden sämtliche Marketing-Aktivitäten effektiver bzw. Abschlussraten besser.

Je nachdem wo sich ein (potentieller) Kunde gerade im Recherche-Prozess befindet sollte er unterschiedlich angesprochen werden. Das könnte ungefähr so aussehen:Content-Marketing-Customer-Journey

 

Bei der Content-Kreation und Planung sollte man darauf achten die Inhalte gemäß des Wissensstands des potentiellen Kunden zu erstellen. Hier kann man z.B. folgende drei Phasen berücksichtigen

  • Recherche-Phase
  • Vergleichs-Phase
  • Abwägung und Kauf

Hier gibt es verschiedene Ansätze für die Definition der Phasen. Eugene Schwarz hat z.B. ein 5-Stufiges Modell entwickelt, welches in die Phasen

  • Unaware
  • Problem Aware
  • Solution Aware
  • Product Aware
  • Most Aware

aufgeteilt ist.

Dazu gibt es auf konversionskraft einen guten Beitrag: http://www.konversionskraft.de/conversion-optimierung/customer-journey.html

Inhalte sollten gemäß der unterschiedlichen Phasen gestaltet sein. In der Recherche-Phase machen Grundsatzartikel zu allgemeinen Themen Sinn, da vielen potentiellen Kunden zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewusst ist, dass ihnen ein bestimmtes Angebot. In der Vergleichs-Phase machen Angebotsspezifische Inhalte sind. Diese beiden ersten Phasen sind die wichtigsten Phasen für die Content-Erstellung. Für welche Phasen der Customer Journey man Inhalte erstellen möchte ist eine Kosten-/Nutzen-Frage. Allgemein kann man sagen, dass je später man innerhalb der Customer Journey mit Inhalten gefunden wird, desto geringer der Streuverlustmit.

Zudem können verschiedene Inhalts-Arten unterschiedliche Ziele haben. Mirko Lange hat sich in seinem FISH-Modell Gedanken zu der Zweckerfüllung von Content gemacht und Inhaltsarten nach Zweck differenziert. Dazu mehr in diesem Beitrag:

http://www.talkabout.de/das-fish-modell-und-der-content-radar-zwei-geniale-tools-fuer-content-marketing/

Bei der Verbreitung der Inhalte sollte man darauf achten, dass der richtige Inhalt zum richtigen Zeitpunkt an den potentiellen Kunden adressiert wird. Hier können Marketing-Automations- bzw. automatisierte Planungs-Systeme helfen, wenn es um die Content-Distribution über E-Mail, Social-Media oder Paid Media geht. Um die Erfolgschancen für die Distribution über Earned Media zu erhöhen sollte man auch auf Content-Highlights bzw. Content-Marketing-Kampagnen zurückgreifen. Zur Erreichung von kurz bis mittelfristigen Zielen wie z.B. Leads, Backlinks oder Social-Buzz sind Content-Marketing-Kampagnen ebenfalls ein probates Mittel: Mehr dazu in diesem Beitrag:

https://www.sem-deutschland.de/online-marketing-online-marketing-tipps/unterschied-zwischen-content-marketing-strategie-und-content-marketing-kampagne/

Daraus ergibt sich dann auch schon die nächste Entwicklung …

 

Entwicklung 6:  Online-Marketing-Fachkräftemangel führt zu schlechter Qualität

Gerade jetzt, wo das Online-Marketing immer komplexer wird und gerade der deutsche Mittelstand immer mehr Online-Marketing-Fachkräfte benötigt muss man sagen, dass der Markt für erfahrene Online-Marketing-Fachkräfte bevor es überhaupt so richtig los geht ziemlich schlecht aussieht. Und wenn ich von Erfahrung spreche meine ich Berufserfahrung von mehr als 5 Jahren.

Ich finde es teilweise erschreckend wie wenig Erfahrung, Fähigkeiten und auch Wissen gerade im Inhouse-Bereich viele Online-Marketing-Fachkräfte besitzen. Das hat zum Einen damit zu tun, dass sie oft ins Kalte Wasser geschmissen werden und diese Stellen quasi nebenher geschaffen werden. Es fehlt dann oft komplett an einer fundierten Heranführung bzw. Ausbildung in dem Thema. Je nachdem wie viel autodidaktisches Fähigkeit und Interesse  man vorweist kommt dann als Ergebnis eine mehr oder weniger erfahrene Online-Marketing-Fachkraft dabei heraus. Dieses Dilemma führt dann dazu, dass gerade viele Inhouse-Stellen bis hin zu Führungspositionen von Mitarbeitern besetzt sind die gerade mal ein paar Jahre Berufserfahrung und keine fundierte Online-Marketing-Ausbildung vorweisen können.

Verschärft wird die Situation durch oft fehlendes Wissen bei den Personal-Verantwortlichen, gerade dann wenn sich Online-Marketing-Abteilungen erst noch im Aufbau befinden oder neu geschaffen werden. Bewerber können mit ein bisschen Fachvokabular kompetent wirken, ohne dass jemand im Bewerbungsprozess das Gegenteil beweisen kann. Das kann dann zu einem verhängnisvollen Wechselspiel führen, dass Stellen mit Mitarbeitern besetzt werden, die eigentlich nicht besonders gut qualifiziert sind.

Ich möchte hier auch nicht alle über einen Kamm scheren, da es mit Sicherheit auch viele sehr gut qualifizierte und erfahrene Online-Marketers in den Unternehmen gibt. Aber basierend auf meiner  langjährigen Erfahrung im Agentur-Recruiting und aus diversen Projekten bei denen wir mit Inhouse-Online-Marketing-Verantwortlichen zusammen gearbeitet haben, muss ich dieses Thema hier ansprechen.

Trotz der zunehmenden Marketing-Automation sind für den Erfolg von Online-Marketing-Strategien und – Kampagnen immer noch Menschen der wichtigste Erfolgsfaktor. Und hier mangelt es aufgrund fehlender Ausbildungsmöglichkeiten an gut ausgebildeten und erfahrenem Personal.

Deswegen halte ich in vielen Unternehmen gerade im Mittelstand eine unterstützende externe Recruiting-Beratung und  unterstützte Ausbildung im Bereich Online-Marketing für sehr wichtig.

 

Entwicklung 7: Interdisziplinäre (Online-)Marketing-Teams

Das (Online-) Marketing wird in seinen Teilbereichen immer komplexer und auch die Vielzahl an unterschiedlichen ineinander greifenden Aufgaben erhöhen zudem die Komplexität in der Breite. Es werden Generalisten für Projektmanagement sowie Gesamtkonzept und Spezialisten für Umsetzung sowie Optimierung benötigt. Wie sich ein aus diesen Anforderungen zu erschaffendes Team ergeben könnte habe ich in meinem Beitrag  Das perfekte Online- & Inbound-Marketing-Team: Eine Vision für die Zukunft!? aus dem Jahr 2013 erläutert. Hier die grafische Darstellung aus diesem Beitrag:

Übersicht: Das ideale Inbound-Marketing-Team

Übersicht: Das ideale Inbound-Marketing-Team

Entwicklung 8: Größere Nähe zum Kunden durch Authentizität und Menschlichkeit

Neben den ganzen Entwicklungen hin zu Big Data, Marketing-Automation und Machine-Learning sollte eine Komponente nicht vergessen werden. Kommunikation findet immer noch zwischen Menschen statt. Deshalb wird diese nie komplett durch Maschinen ersetzbar sein. Deswegen trennt die Etablierung von Markenbotschaftern zukünftig immer noch die Spreu vom Weizen. Diese Markenbotschafter können fiktive Gestalten wie das Michelin Männchen oder Captain Onpage.org sein, oder echte im Unternehmen tätige Menschen wie ein Steve Jobs oder Mark Zuckerberg. Ihr Charakter bzw. Außendarstellung bestimmen das Außenbild eines Unternehmens bzw. einer Marke mehr als jede Marketing-Kampagne und sorgt für menscheln zwischen Marken und Kunden.

Im Optimalfall schreiben diese Personen selbst regelmäßig Beiträge im eigenen oder Unternehmensblog und in anderen Medien.

 

Entwicklung 9: Überleben sichern durch Digitales Denken und digitale Transformationsfähigkeit

Gerade Unternehmen, die aus der Offline-Welt kommen tun sich mit dem digitalen Wandel sehr schwer. Der häufigste Grund dafür ist das fehlende digitale Verständnis bzw. Mindset in der Leitung bzw. der Führungsetage. Um online erfolgreich zu agieren genügt es nicht Stabsstellen zu schaffen, die sich z.B. um IT und Online-Marketing kümmern. Die digitale Denkweise muss von mindestens einer Person in der Unternehmensführung verstanden und gelebt werden. In vielen Fällen sieht man Unternehmen gerade im deutschen Mittelstand, die sich mit dem digitalen Wandel sehr schwer tun weil versucht wird diesen Wandel Bottom-Up zu vollziehen. Die Digitalisierung eines Unternehmens  muss Top-Down vollzogen werden.

Zudem müssen sich Unternehmen um langfristig digital erfolgreich zu bleiben mit dem stetigem Wandel am Markt  sowohl was technische Entwicklungen als auch verändertes digitales Konsumverhalten angeht permanent beschäftigen. Wir müssen damit rechnen, dass sich mindestens alle 5 Jahre entscheidende digitale Faktoren ändern, die man bei der strategischen Ausrichtung des Unternehmens berücksichtigen muss. Deswegen ist es umso wichtige, dass Personen mit technischer Kernkompetenz z.B. in Form eines CTOs (Chief Technical Officer) oder CDOs (Chief Digital Officer) Teil des Führungskreis einer Unternehmung sind. Digitales und Technisches Know-How ist keine alleinige Angelegenheit von Stabsstellen, sondern gehört zum kritischen Erfolgsfaktor jedes Unternehmens und sollte dementsprechend auf den Führungsebenen vorhanden sein.

 

Entwicklung 10: Monopol-Bildung der großen Gatekeeper nimmt weiter zu

Die großen Gatekeeper wie Google, Youtube, Facebook, Instagram und Amazon werden weiter das Internet unter sich „aufteilen“. Das ist für neue und kleine Unternehmen eine große Markteintrittsbarriere und stellt Unternehmen, die sich bis dato keine eigenen Kommunikations- bzw. Traffic-Kanäle aufgebaut haben vor große Aufgaben bzw. große Investitionen.

Hier sollten alle Unternehmen an „eigenen“ selbstbestimmten Kommunikationskanälen bzw. Systemen wie E-Mail-Adresse, eigenem Blog, eigenes Magazin, eigenen Cookies … um die Abhängigkeit von den großen Gatekeepern zu verringern.

 

Entwicklung 11: Machine Learning & Artificial Intelligence

Unternehmen wie z.B. Google, Facebook und Amazon setzen schon seit Jahren auf Machine-Learning z.B. bei der Weiterentwicklung ihrer Algorithmen z.B. für den Such-Algorithmus, Sprach- und Bilder-Erkennung,  Recommendation-Engines … Bei der Masse an täglich gesammelten Daten, deren Auswertung und Implementierung in den Algorithmen bleibt ihnen auch nichts anderes übrig. Daten zu besitzen ist schön, wenn man diesen aber nicht Herr wird was z.B. Ordnung, Kategorisierung und Modellierung angeht sind sie nichts wert. (siehe dazu die Beiträge Welche Bedeutung hat Machine Learning für Google? und Welche Bedeutung hat Machine Learning für SEO? Experten wagen den Blick in die Zukunft oder unsere Sammlung an Beiträgen zu Semantik un Machine Learning im Marketing ).

Ich denke dewegen, dass die Nutzung von Machine Learning als Teil von künstlicher Intelligenz das Online Marketing in den nächsten Jahren immer stärker weit über 2016 hinaus beeinflussen wird.   Google und Facebook setzen Machine Learning bereits seit mehreren Jahren ein und weisen diesem Thema nun schon seit mehreren Jahren höchste Priorität zu.  Ich denke gerade beim Targeting von Online-Werbung wird Machine Learning in Verbindung mit Big Data in den kommenden Jahren zumindest für die Unternehmen mit den notwendingen performancestarken technischen Infrastrukturen wie z.B. Google eine große Rolle spielen.”

Der Kollege Marcus Tandler hat dazu auch einen sehr guten Vortrag mit dem Titel „Rise of the Machines“ gehalten. Hier das Video:

 

Was sind Eure „Trends“ bzw. Entwicklungen, die Ihr seht?

Zu Olaf Kopp

Olaf Kopp ist Online-Marketing-Experte mit mehr als 15 Jahren Erfahrung in Google Ads, SEO und Content Marketing. Olaf Kopp ist Co-Founder, Chief Business Development Officer (CBDO) und Head of SEO & Content bei der Online Marketing Agentur Aufgesang GmbH. Olaf Kopp ist international anerkannter Branchenexperte für semantische SEO, E-E-A-T, KI- und Suchmaschinen-Technologie, Content-Marketing und Customer Journey Management. Er ist Gründer der weltweit ersten Datenbank für Patente und Research Paper, die jeder SEO kennen sollte. Als Autor schreibt er für nationale und internationale Fachmagazine wie Searchengineland, t3n, Website Boosting, Hubspot Blog, Sistrix Blog, Oncrawl Blog ... . 2022 war er Top Contributor bei Search Engine Land. Als Speaker stand er auf Bühnen der SMX, SEA/SEO World, CMCx, OMT, Digital Bash oder Campixx. Er ist ist Host der Podcasts OM Cafe und Digital Authorities. Er ist ist Autor des Buches "Content-Marketing entlang der Customer Journey", Co-Autor des Standardwerks "Der Online Marketing Manager" und Mitorganisator des SEAcamp.

5 Kommentare

    Gut zu wissen, dass Landingpages in großen Teilen darüber entscheiden, ob Besucher einer Website mit dem Angebot in Interaktion treten bzw. die gewünschten Ziele abschließen. Mein Onkel möchte Fuß im Bereich des Online Marketings fassen. Er wusste aber nicht, dass Landingpages derart wichtig für die Interaktion mit Besuchern spielen.

    Jörg sagt:

    Ein sehr schöner Artikel. Den werde ich mir mal speichern. Ich danke dir dafür

    Basti sagt:

    Habe den Artikel beim stöbern entdeckt. Supercool! Respekt. Die Abhängigkeit zu den großen Firmen wie Google und Co. ist jetzt schon immens. Bin gespannt was da alles in nächster Zeit passieren wird.
    Grüße Basti

    Wow, was für ein tolles Beitrag. Er hat mir sehr gut gefallen. Vor allem die Verweise auf die anderen Artikel. Jetzt habe ich wieder einiges zu lesen vor mir. 🙂

    Zum Thema KI möchte ich die Das Hörbuch „Die Herrschaftsformel: Wie Künstliche Intelligenzen uns berechnen, steuern und unser Leben verändern“, empfehlen. Das höre ich gerade beim Laufen.
    Es ist super spannend, was da in kurze Zeit alles auf uns zukommen wird.

    Viele Grüße aus Dresden

    Sammy